„Neues fliegt in der Luft“, so lautet der Titel unseres diesjährigen Literaturkalenders. Und tatsächlich fliegt auch bei den Wortfindern Neues in
der Luft. Normalerweise finden Sie im Januar die Ausschreibung für unseren neuen Literaturwettbewerb auf unserer Homepage. Das ist dieses Jahr nicht so. Denn die Wortfinder werden sich dieses und
voraussichtlich auch die folgenden zwei Jahre verstärkt einer anderen Zielgruppe zuwenden: den Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Wir sehen es als eine wichtige Aufgabe an, für diese von
Jahr zu Jahr größer werdende Gruppe von Menschen ein zielgruppengerechtes Angebot zum Kreativen Schreiben zu entwickeln.
Aber lassen Sie mich zunächst zurückblicken.
Im Dezember 2010 habe ich den Verein Die Wortfinder ins Leben gerufen. Seither haben wir (genauer gesagt ich, die meisten von Ihnen wissen, dass ich die einzige Mitarbeiterin des Vereins bin)
viele Projekte realisiert: Die Wortfinder haben u.a. 16 Literaturwettbewerbe, 4 Zeichenwettbewerbe und zahlreiche Schreibwerkstätten für Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung
durchgeführt. Sichtbare Ergebnisse davon sind 13 Literaturkalender, 6 Bücher, 116 Postkartenmotive. Wichtiger aber wohl als die gedruckten Ergebnisse, ist das, was durch diese Projekte sonst
erreicht wurde: In ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich zahlreiche Schreibgruppen gegründet. Das Kreative Schreiben gehört mittlerweile zum Angebot in vielen Einrichtungen der
Behindertenhilfe, Gedanken der Autor*innen werden veröffentlicht und wahrgenommen. Es kam vieles in Bewegung und aus den Samen, die ich gesetzt habe, sind verschiedenste Pflänzchen gewachsen.
Darüber freue ich mich sehr. Es liegt nun auch an Ihnen allen, diese Pflänzchen zu hegen und zu pflegen.
Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir schreiben, was die Projekte der Wortfinder Ihnen bedeuten, was sie bewirkt haben, was daraus entstanden ist und wie für Sie die bisherige
Zusammenarbeit mit den Wortfindern war. Ich sage schon jetzt Danke dafür.
Es wird dieses Jahr keinen Literaturwettbewerb für die Zielgruppe der Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung geben. Aber selbstverständlich bin ich nach wie vor als
Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das Kreative Schreiben für diese Zielgruppe für Sie da. Darüber hinaus können Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung auch kurze Texte an
den Verein schicken. Wir können diese, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, auch auf unserer Homepage veröffentlichen.
Und um Sie darin zu unterstützen, in Ihren Einrichtungen, Schulen et cetera Schreibwerkstätten anzubieten oder einzelne Menschen beim Aufschreiben oder Diktieren ihrer Gedanken zu begleiten,
werde ich zunächst auch die Fortbildung „Kreatives Schreiben
mit Menschen mit geistiger Behinderung/Lernbeeinträchtigung" noch einmal anbieten. Der Termin im Februar ist bereits ausgebucht, im November gibt es dafür im Moment noch freie Plätze. Gerne
dürfen Sie mich ansprechen.
Ich freue mich sehr, dass es mir gelungen ist, im Laufe meiner vergangenen 30 Berufsjahre zwei wichtige Dinge zum Blühen zu bringen. Vor rund 30 Jahren habe ich angefangen, mich intensiv dem
Bildnerischen Gestalten von Menschen mit starken Behinderungen zu widmen, denn damals waren diese Menschen in den Ateliers überhaupt noch nicht vertreten. Da konnte ich vieles bewirken. Die
letzten 15 Jahre waren geprägt durch den Einsatz für das Kreative Schreiben mit der Zielgruppe der Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung.
Nun nehme ich eine dritte Herausforderung an und wende mich noch einmal einem neuen Arbeitsfeld zu, dem Schreiben mit Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Mein Ziel ist es, Menschen in
unterschiedlichen Stadien demenzieller Erkrankung Raum für sprachlichen Ausdruck zu ermöglichen. Ich freue mich, wenn ich auch da noch einmal wirksam werden kann.
Unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das natürlich nicht so klug, denn indem Die Wortfinder keinen Literaturwettbewerb durchführen und damit dieses Jahr keinen Kalender herausgeben,
hat der Verein auch keine Einnahmen mehr (der Kalender hat unsere Arbeit zu großen Teilen finanziert). Ich möchte Sie, als dem Verein zum Teil über viele Jahre verbundene Menschen deswegen
herzlich bitten, Die Wortfinder zu unterstützen. Um mit dem Projekt Demenz gut starten zu können, sind wir dringend auf Ihre Mithilfe angewiesen. Konkret benötigen wir
100 Menschen, die unsere 4-bändige Enzyklopädie „Meine Getanken sint wichtik“ erwerben
300 Menschen, die unser Buch „Heraus mit den Sprachen“ bei uns
bestellen
500 Menschen, die uns je 25 (oder gerne auch mehr) Postkarten abnehmen
Wir bitten Sie sehr, sehr herzlich, uns durch den Erwerb des ein und/oder anderen unserer gedruckten Werke, gerne ergänzt durch einen Wortfinder-Bleistift, ein Wortfinder-Notizheft oder unsere CD mit Wortfinder-Texten darin zu unterstützen,
mit dem Demenz-Projekt erfolgreich zu beginnen. Dies wäre auch ein schönes Dankeschön für unsere Arbeit der vergangenen 14 Jahre.
Mit dem Projekt „Schreiben mit demenziell erkrankten Menschen“ betreten wir ein ganz neues Feld. Es wird zunächst ein experimentelles, forschendes Arbeiten sein, bei dem es u.a. darum gehen wird,
Methoden für die Zielgruppe der an Demenz erkrankten Menschen zu entwickeln, uns mit entsprechenden Einrichtungen zu vernetzen, erste Schreibbegegnungen zu initiieren und zu wagen. Je nach
Verlauf, evtl. schon 2026, werden wir auch bundesweit tätig sein und vor Ort in Einrichtungen für Menschen mit Demenz Schreibangebote machen. Interessierte Einzelpersonen und Einrichtungen dürfen
sich gerne bereits jetzt mit uns in Verbindung setzen.
Ich persönlich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe, aber da ist natürlich auch Abschiedsschmerz. Die Arbeit in den vergangenen 14 Jahren hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich werde das
inhaltliche Aufbereiten von Themen vermissen, die Sichtung der vielfältigen Texte, die lachenden Gesichter bei der Preisverleihung, Ihre Freude über die Kalender und vieles mehr. Für all das
möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken. Meine Arbeit war (und bleibt auch in Zukunft) immer eine sehr persönliche, bei der ich stets versuchte, den ganz individuellen Menschen zu sehen
und anzusprechen. In dieser Mail kann ich nicht jeden Einzelnen von Ihnen ansprechen, aber fühlen Sie sich bitte gesehen und gemeint
Dankbar für das, was war und im Vertrauen, dass Sie das neue Projekt der Wortfinder mittragen
grüße ich Sie ganz herzlich
Sabine Feldwieser