"Das Leben ist, bevor man stirbt"

Texte und Bilder zu Sterben, Tod und Jenseits von Menschen mit geistiger Behinderung

 

Hier finden Sie eine kleine Auswahl der prämierten Texte:

 

 

Was passiert mit den Toten?

 

Ich denke die Toten leben im Himmel weiter und die haben ein gutes Leben.

Die Toten haben kleine Arbeiten.

Sie passen auf Kühe auf.

Und die Sonne scheint immer.

Alle Toten spazieren im Himmel und unterhalten sich.

 

Simon Götting

 

 

Der Mensch muss absterben. Dann ist der Mensch tot. Totsein ist kein normales Dasein. Totsein ist ein Dasein nur. Im Leben der Menschheit ist es unwohl im auffassenden Gedanken. Wenn jemand tot ist, endet die Menschheit für denjenigen, der tot ist. Er ist aus.

Guck mal, du stirbst doch auch irgendwann mal. Bei mir ist glaub ich auch nicht Mutti dabei, weil die schon vor mir gestorben ist.

Es fällt mir schwer. Ich mag nicht gern drumrum reden, auch nich, wenn’s ums Sterben geht. So sind wir Kinder erzogen worden.

Wenn ich sterbe bin ich nicht mehr da. Der Tod ist rar. Rar bedeutet nicht glaubhaft. Weil die meisten Leute an den Tod nicht glauben wollen. Aber der Tod rennt auch die um, die nicht und die doch dagegen sind. Beide. Wer das versteht, der braucht nicht mehr zu schreiben.

 

Friedrich Bahlo

 

 

Weißt Du, was man meistens ans Grab stellt, wenn jemand gestorben ist? Ein Beerdigungslicht! Damit der, der gestorben ist, was sehen kann. Wenn man da ja nicht so ein Licht reinstellen würde, dann könnte der, der ausgestorben ist ja nichts sehen von oben. Dieser Tutanchamun zum Beispiel. Deshalb habe ich den Ausgestorbenen da auch so ne Beerdigungslampe hingestellt.

Vor einer Zeit ist mein Opa gestorben. Da hab ich mich ganz einsam gefühlt. Der wurde dann beerdigt der Opa von mir. Jetzt ist der Opa im Himmel oben beim lieben Gott. Eigentlich geht's ihm da ganz gut. Und Argo, der ist auch neuerdings gestorben. Der Hund von meiner Omi. Der wurde eingeschläfert vom Tierarzt. Dann ist er ganz ruhig und brav eingeschlafen. Der war auch schon zu alt und konnte fast nicht mehr nach draußen gehen auf die Wiese zum pissen und zum scheißen. Jetzt ist er im Hundehimmel. Opa und Argo sind im gleichen Himmel.

 

Elisah Grimm

 

 

Ich habe keine Angst vorm Sterben. Das Datum und den Tag möchte ich nicht wissen. Ich glaube, dass es einen Himmel gibt. Im Himmel schaut es genauso wie auf der Erde aus.

Dort wohnen nur die Toten. Sie haben Flügel und die Engel begleiten sie durch den Himmel. Dort sehe ich meine Bekannten, Freunde und Eltern. Wenn ich tot bin, hab' ich keine Schmerzen mehr und es geht mir gut.

Meine Mama war im Pflegeheim. Dort habe ich sie manchmal besucht. Sie starb im Pflegeheim. Die Schwestern haben gesagt, dass sie ruhig eingeschlafen ist. Ich hab sie tot nicht mehr gesehen. Bei der Beerdigung habe ich sehr weinen müssen. Ich hatte ein Gesteck für meine Mama – es waren rote Rosen. Auf der Beerdigung waren viele Leute. Anschließend sind wir zum Essen gegangen. Mein Vater lebte im Altersheim – ca. vier Jahre. Er wurde dann krank und kam ins Krankenhaus. Dort hatte er einen Gehirnschlag und starb daran. Die Beerdigung war nicht schön – ich weinte viel und fühlte mich alleine. Tote habe ich nur zwei bisher gesehen. Im Wohnheim den Rudi und die Christa im Krankenhaus. Da war ich schon auch traurig. Die Christa habe ich im Gesicht gestreichelt. Sie hat sich ganz normal angefühlt. Ich habe keine Angst vorm Sterben, da spürt man ja nichts mehr.

Was mich interessiert, wenn der Todestag da ist, ob man das selber spürt, dass man an diesem Tag stirbt. Ich werde mit einem schönen Kleid in den Sarg gelegt. Dann werde ich von Engeln abgeholt in den Himmel und da kommen mir meine Eltern entgegen. Ich kann dann schweben und begegne allen Bekannten, die schon gestorben sind. Das ist dann ein ganz schönes Gefühl.

Ich kann durch die Wolken wie durch Gucklöchern runter auf die Erde schauen und sehe alle Menschen, die ich mag. Ich stelle mir vor, im Himmel gibt es alles zu essen, was man mag. Man wird nicht dicker, weil man ja sonst nicht mehr schweben kann. Man braucht keine Angst haben vor dem Sterben, weil, wenn man tot ist, ja auch noch lebt.

 

Hannelore Metzinger

 

 

 Der Tod ist schön. Wenn ich nicht mehr lebe, dann heißt das tot. Auch wenn ich im Kopf nicht mehr da bin, dann heißt das tot. Und wenn ich in den Himmel komme, das ist fröhlich. Vom Himmel kommt man nicht mehr zurück. Da ist dann der Himmelgott und der weiß Bescheid. Der Tod dauert 14 Jahre, wenn ich nicht mehr lebe, dann schlafe ich da oben. Bei meinem Begräbnis gibt es einen Abschied, es soll ein Konzert geben und der Elton John soll singen. Der Tod ist echt. Ich muss im Himmel oben schauen, was da für eine Aussicht ist. Ich fliege mit der Wolke rauf, später dann um 9.00 Uhr komm ich dann an. Mir gefällt es dort sicher. Schön lustig schaut es dort aus. Da oben isst man Kuchen, Obst, Gemüse und Kartoffeln, kein Fleisch. Alle sind nett zueinander. Im Himmel gibt es keine Arbeit, da kann man den ganzen Tag an etwas Schönes denken.

 

David Darjan Lejko

 

 

 

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