David Nagel, 30 Jahre

 

Bis zu 10. Klasse bin ich in Düsseldorf zur Schule gegangen. Dann Schulwechsel wegen Außenseiterrolle. Umzug nach Kamen wegen beruflicher Veränderung des Vaters. Folge sind Depressionen und eine psychische Erkrankung. Ich bin eine ruhige Person, in-sich-gekehrt, leide unter Isolation in der Gesellschaft. 2012 vier Monate Aufenthalt in Gilead. Wohne seit April 2012 in Bielefeld. Ich schreibe gern Mittelaltergeschichten und ich mache ein bisschen Musik und singe gerne. Außerdem bin ich christlich geprägt.

 

 

Meine Texte:

 

Glück

 

Glück ist es geliebt zu werden/ nach Glück selbst zu streben/

Vergiss was die alten Philosophen sagen, finde deine eigene Wahrheit über das Leben/Finde heraus, was dein freier Wille ist und folge ihm.

Glück ist zu Jesus zu finden/ wenn du am Boden warst und jetzt oben auf.

Sei zufrieden und munter, auch wenn du mal krank bist/ Beginne den Morgen mit einem Lächeln.

Glück ist dann, wenn du alles Negative hinter dir gelassen hast/Wenn du den Tod besiegt hast und etwas von dir weiterlebt.

 

 

Bielefeld

 

Bielefeld ist für mich keine besonders schöne Stadt ehrlich gesagt. Es fehlen Freiräume, große Flächen. Nicht diese verwinkelten Straßen. Es fehlen Angebote für junge Menschen.

Bielefeld ist für mich keine besonders schöne Stadt. Es herrscht Grau in Grau. Den alten Häusern aus den 60er und 70er Jahren kann ich nichts Positives abgewinnen, sind eher trist,

Bielefeld ist für mich keine besonders schöne Stadt. Die Menschen sind nicht aufgeschlos­sen. Die Menschen ändern nicht viel an ihrer Situation. Ich sehe im Süden Mädchen auf ihre Handys blicken, einzelne alte Leute, behinderte Menschen. Ich wohne hier in einer Gegend, die ziemlich ruhig ist, wo nicht viel Leben ist. Meine Nachbarn haben zum Teil keine Arbeit, sind arbeitslos. schon lange. Abends brennt kein Licht in den Wohnungen und wenn ich morgens zur Arbeit gehe auch nicht. Mir fehlt so ein bisschen die Identität der Stadt. Man sagt ja auch, Bielefeld gibt es gar nicht.

Um mich in Bielefeld wohl zu fühlen, bräuchte ich mehr Angebote ... Gut, Kinos gibt es, zwei oder drei. Und Schwimmbad gibt es ja auch ... Was bräuchte ich eigentlich? Diese Abgeschie­denheit, meine Abgeschiedenheit macht mir zu schaffen. Ich bräuchte Menschen, mit denen ich durch die Stadt gehen kann.

Menschen, mit denen ich im Sommer im Café sitzen kann und einfach nur nichts tun und genießen. Ja, ich bräuchte einen Menschen, der mir das Leben erträglicher macht.
Ich gehe durch die Gassen und Straßen, über den Jahnplatz - und die Menschen nehmen keine Notiz von mir. Keiner quatscht mich an. Ich bin wie Luft.

Ich bin schon seit zwei Jahren Bürger dieser Stadt und bin doch ein Fremder. Ich habe keine Ahnung, wie sich das ändern könnte. Ich weiß es nicht. Ich bin ein Unikat, ein Einzelmensch. Es ist schwierig für mich mit meinen psychischen Problemen auf andere Menschen zuzugehen. Mit anderen Menschen zusammen würde ich mich wohler fühlen in Bielefeld. Da wäre die Stadt schöner.