Ute Finke, 49 Jahre

 

Ich bin 1964 als erstes von 4 Kindern geboren, war wohnhaft in Münster. 1985 Umzug nach Bielefeld. Geschieden, 3 Söhne (19, 25 und 27 Jahre). Studium der Sozialarbeit. Habe meine Diplomarbeit damals noch auf Karteikarten geschrieben.

Ich habe eine psychische Erkrankung, bin bedroht von einer Psychose. Bin aber kritisch der Diagnose gegenüber, sehe es auch als gesellschaftliches Problem.

Bin als Mensch der Typ kleinkariert, aber dennoch offen für Anregungen. Bin naturliebend. Meine Hobbys sind Schwimmen und Wandern.

Meine Texte:

 

800 Jahre Bielefeld - Was mir an Bielefeld gefällt

Im Jahr 1985 kam ich nach Bielefeld, genaugenommen nach Bethel, um da mein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Aus dem platten Münsterland umgezogen, erfreute ich mich an der bergigen Landschaft und der Sparrenburg.

Doch es dauerte erst 15 Jahre. bis ich diese Natur in und um der Stadt wirklich richtig wahrnehmen und genießen konnte. 1986 heiratete ich einen Bethelmitarbeiter und 1986, 1988 und 1995 wurden meine drei Söhne geboren. Somit hatte ich mit dem Familienleben genug zu tun und studierte auch noch Sozialarbeit an der Fachhochschule Bielefeld.

Das alles auf einmal war wohl zuviel. Ich erkrankte nämlich seelisch, musste mich von meiner Familie trennen und wurde arbeitslos. Inzwischen wohne ich im Osten Bielefelds in einer Zweizimmerwohnung.

Frühberentet bekam ich die Zeit, die Orte der Stadt Bielefeld bzw. ihrer näheren Umgebung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Ich fahre nur sehr selten mit der Straßenbahn oder dem Bus.

Am liebsten bin ich aus gesundheitlichen und sozialen Gründen im Ishara-Hallenbad oder im Sommer im Wiesenbad an der Werner-Bock-Straße. Ich freue mich aber auch schon auf die Wiedereröffnung des Gadderbaumer Freibades, was ich auch sehr angenehm zum Schwimmen finde.

Gerne laufe ich durch den Ravensberger Grünzug der vielen Platanen vom Finanzamt bis nach Heepen. Die Stauteiche haben auf mich eine beruhigende Wirkung. Um Kontakte mit anderen Menschen herzustellen, besuche ich die psychiatrischen Kontaktstellen, wie die Grille e. V., Lebensräume in der City oder das TAZ in Bethel in einem Fachwerkhaus. Als großes Freizeitevent betrachte ich den Besuch des Tierparks Olderdissen.

Ein kurzes Gedicht folgt:

Der Tierpark Olderdissen

Immer wieder ist es schön, dorthin zu gehen.
Einmal sind dort viele Tiere zu sehen.
Zum anderen ist die Luft da noch „wald-würzig" und gesund.
Familien machen einen Ausflug, zum Teil mit ihrem Hund.
Neben Mäusen, Störchen, Bären, Hühnern und Eseln gibt es jede Menge anderer Tiere.
Die Wölfe verteidigen ihre Reviere.
Das Gehege mit den Kaninchen ist immer offen, nun wollen wir mal hoffen,
Dass die Meerschweinchen nach der Winterpause
Nachwuchs bekommen in ihrem Hause
Neuerdings gibt's im Tierpark auch einen Gemüselehrgarten.
Da können wir staunen und warten.
Am besten geht man früh morgens nach Olderdissen.
Das vergrößert Naturfreude und Naturwissen.

Meinen Honig aus echten Imkerhänden kaufe ich auch gerne im Bauemhausmuseum, wo ich schon gespannt bin, wann die Mühle wieder aufgebaut wird. Ich fühle da in ländlicher Umgebung wohl. Es erscheint mir die einfache, bäuerliche Lebensweise als guter Gegenpol zu der schnelllebigen, technisierten Atmosphäre in manchen Gegenden der Stadt Bielefeld. Der Ostwestfalendamm ist für mich als Fußgängerin oft ein großes Hindernis, auch psychisch gesehen.

Als Fahrradfahrerin wünsche ich mir oft mehr Radwege. Ich habe Angst, auf der Autostraße im Autoverkehr zu fahren, und schiebe mein Rad dann über den Bürgersteig.

Die Märkte der Stadt Bielefeld möchte ich auch noch erwähnen. Gerne kaufe ich auf dem Kesselbrink beim „Teewagen" ein, noch lieber auf dem kleinen Ostmarkt an der Prießallee. Dort wird auch Bioobst und -gemüse verkauft, was mir einfach besser schmeckt als die oft zu viel chemisch behandelte Ware der Supermärkte. Auf dem Ostmarkt kann man auch getrost auf Holzbänken sitzend, bei warmem Wetter sein mitgebrachtes Butterbrot verzehren.

Kernpunkte der Stadt sind für mich das Umweltzentrum in der August-Bebel-Straße und das Rathaus, sowie die Altstädter Nikolaikirche.

Gerne bin ich auch in Bethel und besuche die Brockensammlung. Ich spende auch gerne alles Mögliche dorthin.

Attraktionen des Jahres sind für mich der Hermannslauf im April wie auch verschiedene Feste oder Demonstrationen in der Bielefelder Innenstadt.

Gerne wandere ich auch auf Wegen oder Pfaden in der Natur um Gadderbaum, genauer gesagt im Wald oberhalb des Quellenhofs, oder erklimme den Steinweg mit seinen alten Apfelbäumen oberhalb der Detmolder Straße.

Wenn morgens die Vögel zwitschern, wie im Frühling bis Herbst gegen 5 Uhr, weiß ich, dass die Bäume im Garten noch stehen und gute Sitz- und Nistgelegenheiten für die Vögel bieten.

Staunend stehe ich vor manchem Eichhörnchen, was als „Klettermax die Buche hoch läuft, immer um den Stamm herum, um nicht gesehen zu werden.

Ich hin allerdings in Bielefeld auch verunsichert, wie hier der Klimawandel werden wird. Werden die Bürger der Stadt, werden wir es schaffen, gemeinsam liebevoll und vernünftig mit unserem Stück Erde, auf dem Bielefeld "wächst", umzugehen? Ich denke da an die Abkehr vom Strom aus dem Atomkraftwerk Grohnde.

Ich denke dabei aber auch an die Gastfreundlichkeit, die wir den Flüchtlingen von den Flüchtlingsbooten entgegenbringen sollten, als Menschen unserer Stadt Bielefeld.